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Der schlechte Ruf

Die Kunst und das liebe Geld. Die romantische Vorstellung von den armen Kunstschaffenden, die der Kunst alles opfern und dadurch zu ihrer Freiheit gelangen, und die Lebensrealität vieler Kunstschaffender kollidieren brutal miteinander. Welche Wirkung haben Förderungen, damit verbundene Kriterien und sich anschließende Honorare auf die Quantität und Qualität von Kunst? Welchen Einflüssen und Faktoren unterliegt die Produktion von künstlerischen Arbeiten? Und welche Rolle spielt dabei das Wagnis 'Leben von der Kunst'? Die Fragen begleiten viele Künstler*innen und Kollektive in den freien Künsten – so auch die Progranauten. Das Thema wird aktuell in vielen Verbünden und Initiativen thematisiert, jedoch vermissten die Progranauten den künstlerischen Umgang damit.

Mit dem Projekt 'Der schlechte Ruf' starteten die Progranauten den Versuch eine gemeinsame Plattform zu erschaffen, auf der ein Austausch durch ästhetische Mittel und subversives Treiben entstehen konnte.

In dem Roman "Das geheimnisvolle Haus" (1917) von Edgar Wallace gibt es eine Zeitung namens 'Der schlechte Ruf'. Die wohlhabende Gesellschaftsschicht wird durch den Herausgeber, bekannt unter dem Pseudonym Mr. Brown, erpresst. Die Informationen schicken unzufriedene Mitarbeiter*innen an die Redaktion, gegen erpresste Geldsummen bleiben die skandalösen Details unveröffentlicht. Diesen Gedanken übernahmen die Progranauten, übersetzten ihn für die Kunst- und Kulturszene und erweckten ihn als Blog und als Zeitung zum Leben.

Das Projekt selbst bestand aus einer Reihe künstlerischer Aktionen und Interventionen, die sich episodisch mit den Themen Wert, Arbeitsmoral und Solidarität auseinandersetzten sowie einem Blog. Die Herausgeberin B.Gold wurde zur Kontaktperson für alle Kulturschaffenden. Über den Blog konnten der Redaktion Hinweise und Beweismaterial zu Geschichten und Anekdoten, welche die Prekarisierung der Kunstwelt weiter verschlimmern oder kennzeichnen, geschickt werden. Es wurden Artikel zu den Hinweisen sowie Recherchethemen der Progranauten und Gastbeiträge veröffentlicht.
Zum Ende des Projekts wurde eine Zeitung herausgegeben, welche das Projekt reflektiert und die Blogbeiträge abbildet.
Gemeinsam mit anderen Künstler*innen dokumentierte die Release-Veranstaltung der Zeitung die voran gegangenen Aktionen im öffentlichen Raum sowie die Erfahrungen, die das Kollektiv während des Projektzeitraums gemacht hat.

“Der schlechte Ruf“ versteht sich als künstlerischer Denkanstoß zur Neuerfindung von Arbeit und dient als Plädoyer zum kulturpolitischen Umdenken.

 

Unter www.derschlechteruf.de war bis zum Release der Zeitung der Blog mit zahlreichen Artikeln und Diskussionsmöglichkeiten abrufbar.

Das Projekt „Der schlechte Ruf“ wurde 2018/2019 realisiert.

Künstlerische Leitung: Josefine Rose Habermehl
Gestalterische Leitung: Ulrike Weidlich
Programmierung / Gestaltung  Blog: Ulrike Weidlich
Redaktion: Progranauten
Ausstattung Release und Interventionen: Kathlina Anna Reinhardt
Produktion: Helene Ewert

Dank an: Pia Alena Wagner, Laurenz George, Laura Boser, Valeska Klug, Birk-André Hildebrandt, Julia Nitschke, Omar Guadarrama, Sabeth Dannenberg, Karina Lange, Moritz Bütow, dem Netzwerk X und  all den Menschen, die ihre Geschichten mit uns geteilt haben


„Der Schlechte Ruf“ ist ein gefördertes Projekt des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW, dem NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, der Stadt Bochum sowie der ecce GmbH im Rahmen der Individuellen Künstler*innenförderung.